Seine Zunge hängt weit aus dem Mund, genüsslich lässt er sich hinter den Ohren kraulen. Mit glücklichen Augen bewundern die Heimbewohnenden sein seidiges Fell. Bruno ist der heimliche Star im Altenheim – denn er ist ein sogenannter Therapiehund. Tiere in der Pflege wie Bruno bereichern mit ihrer spielerischen Art nicht nur das Leben von Bewohnenden und Pflegebedürftigen. Neuen Schwung bringt er auch in den Berufsalltag von Pflegekräften. Denn was viele nicht wissen: Auch in der Pflege kannst Du Dich auf die Zusammenarbeit mit einem Tier spezialisieren.
Oft kennen wir Tiere in der Pflege in Begleitung von Hundetrainierenden oder Therapeuten bzw. Therapeutinnen. Dass auch Pflegekräfte mit einem Tier an ihrer Seite arbeiten, ist eher ungewöhnlich. Grundsätzlich spielt es aber keine Rolle, welchen Beruf Du erlernt hast. Wichtig ist, dass Du eine Weiterbildung zur sogenannten Fachkraft für tiergestützte Therapie absolvierst. Unterstützen kannst Du mit einem Therapietier vor allem Menschen in Alten- und Pflegeheimen, Kliniken und Reha-Einrichtungen.
Was ist tiergestützte Therapie eigentlich?
Bereits seit 400 Jahren vor Christus soll die förderliche Wirkung von Therapietieren bekannt sein. Zum Beispiel helfen sie Pflegebedürftigen mit Einschränkungen dabei, sich eher zu regenerieren oder in problematischen Lebenssituationen besser zurechtzufinden. Von düsteren Gedanken lenken die treuen Augen potenziell schneller ab als es konventionelle Therapien könnten. Besonders kleinere Tiere schenken Erkrankten und Heimbewohnenden innere Ruhe.
Auch Studien aus Dänemark, Norwegen und Italien bestätigen die positive Wirkung: Pflegebedürftige gewinnen durch ein Tier an ihrer Seite neue Lebensqualität. Gleichzeitig stärken die vierbeinigen Helfenden Schlafdauer und Sozialverhalten. Eingesetzt werden sie daher in allen denkbaren Bereichen und jeder Altersgruppe – egal ob Kinder, Jugendliche, Erwachsene oder Personen im Rentenalter. So profitieren Menschen, die an Demenz erkrankt sind ebenso wie Pflegebedürftige mit Herzinfarkt oder Schlaganfall. Auch in Kindertagesstätten oder bei Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten sind die Vierbeiner unterstützend tätig.
Welche Eigenschaften solltest Du mitbringen?
Bist Du daran interessiert, mit einem Tier zusammenzuarbeiten, solltest Du entsprechend tierlieb sein. Die Wertschätzung, die Du Pflegebedürftigen entgegenbringst, gilt es auch, dem Therapietier zu schenken. Hast Du als Tierbesitzender bereits Erfahrung gesammelt, ist das natürlich von Vorteil. Im Berufsalltag und auch in Stresssituationen solltest Du auf Mensch und Tier gleichzeitig Acht geben können.
Wie kannst Du mit einem Tier in der Pflege zusammenarbeiten?
Um Dich zur Fachkraft für tiergestützte Therapie weiterzubilden, kannst Du aus verschiedenen Kursangeboten wählen. Diese variieren jedoch stark in Umfang und Dauer. So kannst Du Dich zwischen einfachen Kursen, einer zeitintensiveren berufsbegleitenden Weiterbildung oder sogar einer richtigen Ausbildung entscheiden. Eine Liste mit verschiedenen Anbietenden in Deutschland, Österreich und der Schweiz hat der Bundesverband Tiergestützte Intervention e.V. zusammengefasst. Des weiteren gibt es auch die Möglichkeit Deinen Hund als Besuchshund mit in Pflegeeinrichtungen zu nehmen.
Wie ist die Weiterbildung gestaltet?
Auch die Ausbildungsinhalte variieren je nach Anbietenden. Grundsätzlich lernst Du, Signale Deines tierischen Begleitenden zu deuten. Zusammen absolviert ihr Rollenspiele, um auf entsprechende Situationen im Arbeitsalltag vorbereitet zu sein. Gleichzeitig werden Dir Grundlagen der Psychologie und Pädagogik sowie Kommunikations- und Gesprächstechniken vermittelt.
Brauchst Du ein eigenes Therapietier?
Informiere Dich im Vorfeld, ob der jeweilige Anbieter oder die Anbieterin ein eigenes Tier voraussetzt. Falls ja, muss es aber nicht immer der voll ausgebildete Therapiehund sein. Auch das eigene Haustier kann an Deiner Seite arbeiten. Grundvoraussetzung ist jedoch eine gute Erziehung. Gleichzeit sollte Dein Tier über zwei Kerneigenschaften verfügen: es sollte freiwillig die Nähe zu Menschen suchen und eine ruhige Natur haben. Schreckhafte oder aggressive Tiere eignen sich also nicht.
Ausbildende empfehlen vor allem junge, aber ausgewachsene Tiere. Das kann beispielsweise neben dem Hund auch eine Katze, ein Pferd oder ein Alpaka sein. Wichtig bei einem Therapietier ist nicht die Rasse, sondern vor allem das Ansehen bei Pflegebedürftigen und Bewohnenden. Viele Menschen stufen das Gemüt eines Labradors sanfter ein als das eines Dobermanns. Und eine Perserkatze empfinden viele angenehmer als eine Nacktkatze. Mit einer Schlange wiederum verbinden viele Menschen Angst. Bedenke daher immer, ob ein Tier, das in der Therapie eingesetzt werden soll, auch gesellschaftlich akzeptiert wird.
Besitzt Du kein eigenes Tier, stellen Anbietende im Bedarfsfall Therapietiere bereit. Dann trainierst Du mit Deinem Helfenden nur während der Kurszeit und musst es nicht bei Dir zu Hause betreuen. Der Nachteil: Du darfst das Tier nach der Ausbildung nicht behalten und musst Dir eventuell ein eigenes für den Job anschaffen. Frage Dich daher, ob Du auch außerhalb der Arbeit gerne Zeit mit Tieren verbringst.
Wie viel Zeit und Geld kostet Dich das alles?
Für einen Weiterbildungskurs solltest Du zwischen 200 bis 400 Stunden einplanen. Eine berufsbegleitende Ausbildung kann hingegen bis zu 18 Monate dauern. Die Kosten variieren und liegen bei etwa 3.000 Euro bis 5.000 Euro. Schließt Du die Weiterbildung ab, kannst Du Dich Fachkraft für tiergestützte Therapie und Pädagogik nennen.
Lohnt es sich mit einem Tier in der Pflege zusammenzuarbeiten?
Geld und Zeit sind in der Pflegebranche oft Seltenheit. Lohnt sich daher eine solche Investition? Hier musst Du auf Dich, Dein Bauchgefühl und Deine Ressourcen achten. Eine tiergestützte Therapie kann Dir Abwechslung zum normalen Pflegealltag bieten und Dich positiv fordern. Gleichzeitig kannst Du Bewohnenden und Pflegebedürftigen ein neues Lebensgefühl und mehr innere Ruhe schenken. Wem es Spaß macht im Tandem mit einer helfenden Pfote wie Bruno zu arbeiten, der liegt mit einer Weiterbildung zur Fachkraft für tiergestützte Therapie aber genau richtig.