Der Operationssaal ist für viele Patient:innen ein Ort mit negativen Assoziationen: Schmerz, Verletzung, Unfall, Krankheit,… Anders ist das bei unserer lieben Katharina. Als Operationstechnische Assistentin steht sie auf der anderen Seite des Operationstisches und das aus purer Leidenschaft. Im Interview nimmt sie uns mit auf ihre persönliche Reise als OTA und erzählt und gewährt uns Einblicke in ihre Anfänge, herausfordernde Situationen und die fortschrittlichen Entwicklungen in der Chirurgie.
Was hat Dich dazu inspiriert, Operationstechnische Assistentin zu werden?
Ich habe früher schon immer gerne geholfen, unsere Tiere zu verarzten. Außerdem schaut mein Papa immer „in aller Freundschaft“. Bei der Suche nach einem passenden Beruf für mich kam ihm dann die Idee, denn wir fanden das im TV schon immer spannend. Nach meinem 1-jährigen FSJ im OP-Bereich war ich mir dann sicher: Das ist MEIN Beruf.
Was begeistert Dich heute am meisten in Deinem Job?
Vor allem begeistert mich, dass ich mit jeder - auch noch so kleinen - Operation, einem Menschen helfen und Schmerzen lindern kann. In Notfallsituationen kann ich sogar Leben retten oder zumindest dazu beitragen.
Außerdem finde ich es immer wieder spannend zu sehen, was der Körper alles kann, was der Mensch wieder reparieren kann und wie viele neue Techniken und Systeme für bestimmte Operationen entwickelt und eingesetzt werden können.
Ich liebe einfach die Mischung aus Handwerk, Feinheit, dem totalen Vertrauen zwischen Operateur und OTA, die sich blind verstehen und kontinuierlich etwas Neues zu lernen.
Im OP-Saal herrscht eigentlich volle Konzentration. Gibt es auch den ein oder anderen witzigen Moment?
Klar gibt es die. Ich glaube, eine OTA ohne Humor und schwarzen Humor hat es im OP sehr schwer.
Mein Lieblingsmoment war, als ich mit dem Professor der Thoraxchirurgie und seinem Assistenten operierte. Er fragte mich, woher ich komme. Da ich vom Land komme und hobbymäßig in der Landwirtschaft helfe, kamen wir plötzlich auf das Thema Landwirtschaft. Am Ende des Gespräches meinte er, dass er sich jetzt gerne einen Bulldog kaufen würden, um jeden Tag damit zur Arbeit zu fahren.
Was war bisher Dein schönster Moment als OTA?
Mein schönster Moment war, als meine Kollegin (langjährige Hausschwester von unserem Viszeral-Chef) in Rente ging und ich als „kleine OTA“ und anfängliche Praxisanleiterin vom Chef als Nachfolgerin ernannt und gelobt wurde. Das hätte ich niemals erwartet. Ich musste damals so um seine Anerkennung kämpfen, und dann kam diese Aussage.
Und das Schönste ist, wenn ich mein altes Krankenhaus oder Kliniken von meinen früheren Einsätzen besuche, umarmen mich teilweise sogar die Oberärzte und freuen sich, mich wiederzusehen.Kannst Du uns von Deiner herausforderndsten Situation im Operationssaal erzählen und wie Du diese gemeistert hast?
Die herausforderndste Situation war ein Notfall, bei dem eine Patientin vom Pferd gefallen war. Die Patientin wurde innerhalb von 10 Minuten von der Notaufnahme im OP-Saal gebracht. Alles musste in Rekordzeit gerichtet werden, die Patientin einschleusen und in den OP-Saal rennen.
Wir habe laparoskopisch in den Bauch geschaut und eine Milzruptur festgestellt. Das heißt, dass der Bauch sofort aufgeschnitten werden musste, was zum Chaos auf dem Tisch führte. Ich musste 2 neue Siebe dazu nehmen, gleichzeitig die anderen 2 Siebe sortieren und abgeben. Währenddessen den Operateur und Assistenten bedienen, alle Bauchtücher im Auge behalten und zusammen mit dem Springer zählen, Laparoskopie Turm abbauen, um mehr Platz zu schaffen, wieder Ordnung auf den Tisch bringen, ...
Wir waren 4 Springer im Saal (normal nur einer), alle am Springen und schwitzen. Aber jeder hat eine Aufgabe übernommen, den anderen zugearbeitet und versucht ruhig und nicht allzu gestresst zu sein. Vor allem das schnelle Ausweichen, in dem doch kleinen Saal, bei eigentlich zu viel Personal war herausfordernd.
Welche Entwicklungen oder Trends siehst Du in Deinem Bereich, die die Zukunft beeinflussen könnte?
Es ist mittlerweile möglich, Prothesen passgenau für einen Menschen anzufertigen, und zwar mit Hilfe eines 3D Druckers. Auch die Roboter-Chirurgie wird immer mehr zum Alltag. Mit dem „DaVinci“ kann man theoretisch Operationen durchführen, obwohl der behandelnde Arzt tausende Kilometer entfernt in einem anderen Land sitzt.
Sogar die Müllentsorgung wird weiterentwickelt. Mehrere Firmen haben Projekte mit Kliniken am Laufen, um den Müll zu trennen und wiederzuverwerten.Kannst Du angehenden OTAs 3 Tipps mit auf den Weg geben?
- Bleibt auf jeden Fall immer neugierig.
- Lasst euch immer wieder aufs Neue von der Faszination der Medizin und des menschlichen Körpers mitreißen.
- Manchmal müsst ihr euch durchbeißen. Gebt nicht auf! Am Ende seid ihr vielleicht auch mal die Lieblingsschwester eines Chefs oder Arztes und dürft assistieren und noch vieles mehr.
Was schätzt Du besonders an consil med?
Ich schätze die wahnsinnig große Freundlichkeit von allen hier. Es fühlt sich gut an, wenn man weiß, dass sich Menschen um einen bemühen und das Ziel haben, dass es mir gut geht und ich ein Lächeln im Gesicht habe. Es wird immer Rücksicht auf meine Wünsche und Aussagen genommen.
Wenn Du consil med in 3 Worten beschreiben würdest, welche Worte wären das?
Freundlich, aufmerksam, rücksichtsvoll!
Welche besonderen Möglichkeiten bietet consil med Dir als OTA?
Ich darf innerhalb von begrenzten Zeiträumen andere Fachgebiete anschauen oder auch erlernen. Darf andere Häuser und Strukturen und Teams kennenlernen. Und habe auch die Möglichkeit, mich in der Stadt umzuschauen.
Und vor allem habe ich wieder ein Leben mit Zeit für Freizeit, Freunde, Familie, Hobbys, Studium und vieles mehr.