Bis zum Jahr 2035 fehlen in Deutschland laut Schätzungen über 300.000 Pflegekräfte. Trotz Bemühungen, die Pflegebranche attraktiv zu machen, gibt es kaum Zuwachs an Pflegepersonal. Nun überlegt die Bundesregierung ein neues Konzept einzuführen – die sogenannten Community Health Nurses. Ein Beruf, der sich bereits in mehreren Ländern bewährt hat. Was Community Health Nurses sind, und was sie gegen den Pflegenotstand bewirken können, erfährst Du hier.
Was sind Community Health Nurses?
Community Health Nurses unterstützen Menschen jedes Alters und mit jeder Erkrankung. Anders als Pflegekräfte in Deutschland bisher, versorgst Du Pflegebedürftige allerdings unabhängig von ärztlichem Fachpersonal. Tatsächlich ist der Einsatz von Community Health Nurses sogar vergleichbar mit dem eines Hausarztes bzw. einer Hausärztin. Die Nurses sind also Anlaufstelle in ihrer Stadt, ihrem Ort oder Gemeinde für Pflegebedürftige, die nur milde Krankheitssymptome zeigen. Gleichzeitig dürfen sie Medikamente verabreichen. Weil sie dort arbeiten, wo sie wohnen, entsteht noch ein weiterer Vorteil: Sie kennen ihre zu versorgenden Personen gut und haben einen besseren Zugang zu ihnen.
Umsetzung in anderen Ländern
Als etablierter Beruf gelten Community Health Nurses in Deutschland noch nicht. Die Ampel-Koalition will sie nun einführen. Mit dieser Idee ist die neue Regierung jedoch längst nicht die erste. In den USA, Kanada, Mexiko, Finnland, Schweden und Slowenien sind Pflegekräfte schon lange als medizinische Alleinversorgende tätig. Dort arbeiten sie meist als „Gemeindeschwester“. Sie führen Erstuntersuchungen durch und impfen beispielsweise Kinder.
Auch in Großbritannien hat man bereits die Vorteile von „Gemeindeschwestern“ entdeckt. Dort gibt es für chronische Krankheiten spezielle Zentren, die alleine von Pflegekräften geleitet werden.
Community Health Nurses in Deutschland
Tätigkeiten
Wie aber würde nun der Beruf in Deutschland aussehen? Die Hauptaufgabe soll vor allem der Erstkontakt mit Erkrankten sein. Das bedeutet, Du sollst erster Ansprechpartner bzw. erste Ansprechpartnerin bei krankheitsbezogenen Fragen sein. Erste Untersuchungen und Diagnosen zählen ebenfalls dazu.
Weitere Tätigkeiten einer Community Health Nurse ist die Koordinierung und Beratung. Du entscheidest also wie Medikamente ausgegeben werden, welche Therapie eingesetzt wird und berätst die Erkrankten zu Wechsel- und Nebenwirkungen.
Eine andere Einsatzmöglichkeit von Community Health Nurses ist die Leitung von Gesundheits- und Versorgungszentren. Das soll die Zusammenarbeit mit anderen Bereichen in der Gesundheitsbranche unterstützen.
Voraussetzungen für das Arbeiten als Community Health Nurse
Vor allem hochspezialisierte Pflegefachpersonen sollen in den Beruf einsteigen können. Deshalb ist auch ein Studium vorgesehen, dass Du vorher abschließen musst. Dieses soll ein Master-Studium sein. Voraussetzungen, um Chancen auf einen solchen Studienplatz zu haben, ist oftmals ein Bachelor im Bereich Pflege. Zudem haben Universitäten verschiedene Ansprüche hinsichtlich der notwendigen Berufserfahrungen. Durch Dein Master-Studium bekommst Du schließlich den Abschluss „Master of Science“ mit inhaltlichem Schwerpunkt „Community Health Nursing“.
Chancen des Berufs von Community Health Nurses
Sollten die Community Health Nurses wirklich in Deutschland eingeführt werden, könnten sie bei vielen Strukturproblemen helfen. Da es ihre Hauptaufgabe ist, Erstuntersuchungen und Diagnosen zu erstellen, sind sie eine große Entlastung für Hausärzte bzw. Hausärztinnen. Das spielt insbesondere auf dem Land eine Rolle. Denn dort ist ein Mangel an Hausärzten und Hausärztinnen schon lange zu spüren. So profitieren überlastete Arztpraxen und Pflegebedürftige in ländlichen Regionen.
Der aber wohl wichtigste Punkt ist, dass Community Health Nurses gegen den Pflegenotstand wirken können. Aber wie soll das mit einem zusätzlichen Beruf funktionieren?
Oft wird der Pflegeberuf als unattraktiv empfunden, da Du zwar viel medizinisches Fachwissen besitzt, dieses aber zu wenig anwenden kannst. Bei unzähligen Kleinigkeiten muss ärztliches Fachpersonal anwesend sein. Zudem verlangen Erkrankte oft nach einem Arzt oder einer Ärztin, obwohl eine Pflegekraft die Aufgabe genauso erledigen könnte. Nicht genügend Eigenverantwortung übernehmen zu dürfen, löst daher bei vielen Pflegekräften Frust aus.
Der Beruf soll durch seine Qualifizierung den Pflegeberuf deshalb attraktiver machen. Durch ein noch breiteres medizinisches Wissen und einen anerkannten Titel erlangen Pflegekräfte mehr Eigenverantwortung. So kannst Du ohne ärztliches Personal selbst entscheiden, wie Pflegebedürftige behandelt werden soll. Du kannst Menschen besser helfen ohne extra ein langjähriges Medizinstudium abzulegen. Wenn Du Dich für diesen neuen Beruf interessierst, solltest Du vor allem den Willen mitbringen, Dich weiterzubilden und auch tiefer in die Arzneimittellehre einzusteigen.
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