Täglich geben Pflegekräfte und Mediziner:innen alles für die Gesundheit ihrer Patient:innen. Hierbei passieren täglich aber auch allerlei kuriose und amüsante Geschichten. Über die humorvolle Seite des Pflegealltags berichtet Ralf Podszus in seinem Podcast "NotAufnahme - Die lustigsten Patientengeschichten" von der Podcast-Agentur Podever und in seinem neu erschienenen, dazugehörigen Buch.
Humor & Pflege – Passt das Deiner Meinung nach zusammen?
Ich werde immer wieder gefragt, ob man das überhaupt erzählen darf und ob auch Lachen erlaubt ist, denn es geht ja auch um Leben und Tod. Ich kann nur sagen: „JA!“. Denn Lachen und Humor hilft. Gerade wenn man in so einem anspruchsvollen, wichtigen und auch lebensnotwendigen und -rettenden Beruf tätig ist, wie Mediziner:innen, wie Pflegende, dann sollte man bitte auch ganz viel Humor haben und auch lachen. Denn es ist ja oft auch sehr kurios und komisch. Hierzu auch ein Beispiel, das zeigt, dass es, auch wenn es um Leben und Tod geht, sehr unterhaltsam sein kann.
Im Schockraum zum Beispiel hat gerade eine Mitarbeiterin einen Patienten, der mit dem Tod rang wiederbelebt und war bei der Herzrhythmusmassage. Und weil sie so mit vollem Körpereinsatz diesen Menschen ins Leben zurückholen wollte, ist ihr auf einmal vor allen Kolleg:innen die Hose runtergerutscht und sie konnte den Rhythmus natürlich nicht unterbrechen und mal eben kurz ihre Hose hochziehen. Sie hatte ein bisschen gehofft, dass der ein oder andere ihr vielleicht mal zur Hilfe eilt und die Hose hochziehen würde, das hat aber keiner gemacht. Alle haben nur herzhaft gelacht, weil sie da in Unterhose wiederbeleben musste. Als sie fertig war, wurde sie dann vom Kollegen abgelöst und konnte ihre Hose wieder anziehen und der Patient hat dann ein Glück auch noch überlebt. Nur er hat überhaupt nicht mitbekommen in was für einer dramatischen Situation es trotzdem sehr humorvoll vor sich ging. Und das ist das beste Beispiel. Dort liegt einer der um sein Leben kämpft und wird gerade medizinisch so gut versorgt wies nur geht und trotzdem lachen alle, weil die Helfende nur in Unterhose im Schockraum steht.
Du hast bevor Du Podcasts gemacht hast im Radiobereich gearbeitet. Wie kam es zu diesem Berufswechsel?
A: Ich habe vor ein paar Jahren meine alte Radiotätigkeit ruhen lassen, weil ich im Podcast genau das gesehen habe, was beim Radio ein bisschen fehlte: Mehr Inhalt, die super Verbindung zwischen Informationen und Unterhaltung und die Möglichkeit, Themen auch mit mehr Zeit begleiten zu können.
Und wie genau entstand die Idee für Deinem Podcast „NotAufnahme - Die lustigsten Patientengeschichten“?
Ausschlaggebend dafür war, dass ich vor einigen Jahren in eine Arztfamilie eingeheiratet habe. Dadurch habe ich mitbekommen, dass sie sich natürlich über den Job unterhalten und dass dort schon einige kuriose Fälle dabei sind. Als Journalist fand ich das natürlich sehr spannend und interessant, was da so für Geschichten kommen und womit die Menschen im medizinischen Bereich und der Pflege täglich konfrontiert werden. Dadurch habe ich mir gedacht: „Wow, das ist eine tolle Möglichkeit für einen Podcast hier mal genauer darauf zuschauen und in aller Deutlichkeit im Humorbereich darüber zu berichten“.
Für welche Hörer:innen ist Dein Podcast „NotAufnahme - Die lustigsten Patientengeschichten“ geeignet?
Mittlerweile gibt es „NotAufnahme - die lustigsten Patientengeschichten“ seit über dreieinhalb Jahren und ist eines der erfolgreichsten Comedy Formate in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das hat bestätigt, dass diese Geschichten nicht nur für Mediziner:innen und Pflegende interessant sind, sondern auch für die Öffentlichkeit.
Wer genau sind die Protagonist:innen im „NotAufnahme - Die lustigsten Patientengeschichten“ Podcast?
Wir haben das Ziel, dass wir alle möglichen Gruppen des medizinischen und pflegenden Berufs mitnehmen. Ich muss gestehen, ich habe am Anfang gedacht: „Was kann man da machen? HNO Ärzte, Augenarzt, Hautarzt, Allgemein Mediziner und dann ist es ja auch bald schon fertig.“ Wir haben gedacht, dass wir eine Staffel mit 12 Folgen aufnehmen und dann geht es weiter mit der nächsten Berufsgruppe. Dann haben wir aber festgestellt, dass es Unmengen von verschiedenen Fachrichtungen und Unterkategorien gibt und wir haben ja auch noch längst nicht alle in dieser ganzen Zeit bei „NotAufnahme - Die lustigsten Patientengeschichten“ gehabt.
Gibt es eine medizinische Fachrichtung bzw. einen Pflegeberuf, in dem besonders viel passiert?
Man muss sagen, dass vor allem die Pflege sehr oft bei „NotAufnahme“ vertreten ist. Das ist eine Konstante, die alle paar Folgen auftaucht. Ich meine die Pflegenden erleben ja auch ganz viel. Das sind die, die neben dem Rettungsdienst, an der Front sind und kämpfen. Und sofort knallhart die bizarren, kuriosen und abstrusen Geschichten mitbekommen und dafür ist dieser Podcast da.
Hattet ihr auch schon mal Pflegekräfte aus der Zeitarbeit?
In meinem Buch „Notaufnahme – Die lustigsten Patientengeschichten“ gibt es das Kapital „Geleaste Schwester – Pfleger auf Abruf“. Da wird speziell dieses Thema behandelt und Geschichten, die in diesem Bereich passiert sind.
Apropos, seit kurzem gibt es ja auch das Buch zum Podcast „NotAufnahme – Die lustigsten Patientengeschichten“ von von Dir und Deiner Frau Ann-Catherin Karg, wie kam es zu dieser Idee und um was geht es in diesem Buch?
Der Podcast ist ja sehr erfolgreich, aber man überlegt, was kann man noch machen, begleitend und ergänzend. Da war ein Buch natürlich sehr naheliegend.
Im Buch werden bekannte Geschichten aus dem Podcast erzählt, aber es gibt eben auch viele, viele neue Geschichten und auch Ergänzungen. Wir haben uns darauf konzentriert, das Buch mal so richtig chronologisch aufzubauen von A wie Allgemeinmedizin bis Z wie Zahnmedizin. Wir gehen also durch sämtliche medizinische Berufsgruppen durch und machen das, was wir im Podcast vielleicht noch nicht so vereint haben. Außerdem gibt es auch zu jeder medizinischen Fachrichtung eine humorvolle Erklärung, mit Fakten aber auch lustig aufbereitet und für jeden leicht verständlich. Teilweise auch mit historischen Erklärungen, wie das eben zustande gekommen ist und das alles sehr humorvoll. Das gibt es so nicht im Podcast.
Würdest Du sagen, man muss den Podcast „NotAufnahme – Die lustigsten Patientengeschichten“ kennen, bevor man das Buch liest?
Es ist für jemanden der noch nie den Podcast gehört hat schön, weil er erlebt dadurch zum ersten Mal komplett „Notaufnahme - die lustigsten Patientengeschichten“. Und für die, die den Podcast in und auswendig kennen ist es aber auch sehr schön, weil sie eben ganz viel Neues dabeihaben und ganz viele Ergänzungen. Also es macht Sinn, dass es beides zusammengibt. Deswegen freut es uns, dass es zu unserem Podcast mittlerweile ein Buch gibt.
Würdest Du sagen, das Buch „NotAufnahme – Die lustigsten Patientengeschichten“ ist das perfekte Geschenk für die Lieblingskollegin oder den Lieblingskollegen?
Ich kann es nur empfehlen, weil man sich als Pflegekraft oder Mediziner:in wiederfindet. Es gibt in diesen Berufen natürlich viele lästige, nervige, aber auch ultra lustige Geschichten, die man erlebt und in denen man sich sofort wiederfindet. In dem Buch sind auch krasse, bizarre Geschichten enthalten, bei denen man teilweise auch die Hand vor den Mund schlägt und denkt „Ach du liebe Güte!“. Viele werden sich denken „Hey, das hätte ich auch erlebt haben können.“ Oder „Ich dachte, ich hätte schon alles erlebt, aber jetzt wo ich das gelesen habe … Okay, es gibt vielleicht Kolleg:innen die trifft es vielleicht noch ein Stück bizarrer.“
Hast Du eine persönliche Lieblingsgeschichte?
Eine meiner persönlichen Lieblingsgeschichten ist der Hobbykletterer aus dem Allgäu, der seine Dachrinne reinigen bzw. reparieren wollte und einfach seine Kletterausrüstung übers Hausgeworfen, an der Anhängerkupplung beim SUV auf der anderen Seite des Hauses festgemacht und hat sich dann an der anderen Seite so freischwebend runtergehangelt.
Auszug aus dem Buch "NotAufnahme: Die lustigsten Patientengeschichten. Das Buch zum Podcast."
„Er wickelte sein Kletterseil einfach an die Anhängekupplung seines SUV und warf das Seil über das Haus auf die andere Seiteund über die Dachluke ausgestiegen ging er dann in den Sitzgurt und begann an dem Seil hängend die Dachrinne zu reparieren. Das Bock auf backen brachte dann den Göttergatten in eine typische dick und doofe Situation, weil seine Frau nämlich richtig Lust auf Kuchen hatte und Zeitgleich eben mit diesem Wagen losfuhr und dann wurde der Kletterer einmal quer über das ganze Haus gezogen, vorbei an dem Schornstein über die Dachspitze, runter auf die andere Seite an Fernstern und Fernsterbächen entlang und dann auf den harten Terassenboden schließlich und dann wurde er auch noch mit dem Auto so ein bisschen mitgeschliffen. Man kann sagen, so sehr hing er noch nie an seiner Frau wahrscheinlich. Die hat es zum Glück auch nicht erst auf dem Supermarktparkplatz bemerkt, sondern schon ein bisschen vorher. Und an dem Wochenende hatte dann natürlich die Notaufnahme alle Hände voll zu tun. Das war nämlich auch schon eine sehr blutige Geschichte. Und deswegen gibt es bei dem Paar Käsekuchen nur noch nach Absprache.“
Gibt es abschließend etwas, was du den Mediziner:innen und den Pflegenden mitgeben möchtest?
Ja. Ich kann mich nur weiterhin verbeugen. Wir reden sowohl im Podcast als auch im Buch über die unterhaltsamen Geschichten und konzentrieren uns in diesem Format darauf. Was aber natürlich auch trotzdem wichtig ist, sind die emotionalen, die ernsten, die traurigen Erlebnisse, die die Menschen in diesen Berufsbereichen tagtäglich erleben und da kann einem auch sehr viel ans Herz und an die Nieren gehen. Dazu kommt der Pflegenotstand und alles, was dazu gehört, das allein ist ein Thema für sich. Das verdient den vollsten Respekt und Anerkennung. Ich wünsche mir sehr, dass vor allem die Politik und auch viele Menschen in der Öffentlichkeit das erkennen und, dass es dementsprechend auch honoriert wird. In dem sie mehr Geld verdienen aber auch dadurch, dass dieser Beruf die Anerkennung für das bekommt, was er täglich leistet. Das kann sich äußern in besseren Arbeitsbedingungen, in besseren Schichten und dass für diese Bereiche mehr gemacht wird. Ich finde es klasse, welche Menschen dort arbeiten und habe so viele durch diesen Podcast kennen gelernt und stelle immer wieder fest, mit welcher Freude sie in ihrem Beruf dabei sind.
Bist Du auch eher der humorvolle Kollege oder die humorvolle Kollegin? Mach unser Pflegekollegen-Quiz!