Gespräche in der Pflege: Durch Stress, Hektik und Personalmangel bleibt kaum noch Zeit für persönliche Gespräche in der Pflege zwischen Mitarbeitenden und Führungskraft. Gleichzeitig ist der Austausch wichtig, um Pflegekräfte (wieder) zu motivieren und das gemeinsame Arbeiten zu verbessern. Wir haben mit dem 40-Jährigen Christian W. darüber gesprochen, was motivierende Gespräche ausmacht.
Gespräche in der Pflege: Der Pflegekraft einfach mal zuhören
Christian Du bist seit knapp 15 Jahren examinierter Gesundheits- und Krankenpfleger und hast das Qualitätsmanagement und die Leitung in einer Dialyse-Praxis übernommen. In diesem Rahmen führst Du auch die Pflegekräfte, die in der Praxis arbeiten. Was ist Dir als Führungskraft in Gesprächen mit ihnen besonders wichtig?
Christian: Zweiergespräche bieten immer eine gute Möglichkeit, Bedürfnisse und Wünsche herauszuhören, die die jeweilige Pflegekraft hat. Aber selbst, wenn nach dem Gespräch nicht alle Wünsche umgesetzt werden können, ist es eine gute Möglichkeit, einfach mal zuzuhören. Außerdem ist es mir immer wichtig, meinen Mitarbeiter:innen auch positives Feedback zurückzugeben. Denn das kommt im stressigen Berufsalltag, vor allem auf Station, viel zu kurz. Aus meiner Sicht sollte eine Führungskraft dafür sorgen, dass jede Pflegekraft immer motivierter aus einem Gespräch herausgeht als er oder sie hineingegangen ist.
Motivation ist ein gutes Stichwort. Ein schlechtes Gespräch in der Pflege kann aber auch demotivierend wirken. Welche typischen Stolpersteine gibt es aus Deiner Sicht, warum Gespräche in der Pflege mit den Vorgesetzten nicht so gut laufen?
Christian: Ganz klar, mit einer negativen Grundstimmung in das Gespräch zu starten. Das muss auch nicht unbedingt mit dem Gesprächstermin an sich zu tun haben. Hat man zum Beispiel vorher eine ärgerliche Situation erlebt, bringt man diesen Ärger oft unbewusst mit in das Gespräch. Das strahlt dann natürlich auch auf die Pflegekraft ab. Sie oder ihn dann noch zu motivieren, frei und offen über eigene Wünsche zu sprechen, wird dann richtig schwierig.
Darüber hinaus finde ich es ganz wichtig, Pflegekräfte bei Veränderungen auf Station, im Wohnbereich oder Abteilung einzubinden. Auch das zeigt, ich höre Dich und nehme Dich ernst. Auf viele Pflegekräfte wirkt es aus meiner Erfahrung total demotivierend, wenn sie nicht gehört werden. Strikte Vorgaben zu machen oder gar Befehle auszusprechen, sind absolute Motivationskiller.
Wertschätzung: Der Schlüssel für erfolgreiche Gespräche in der Pflege?
Und wie sieht es aus, wenn in den Gesprächen aber über schwierige Themen gesprochen werden muss?
Christian: Der Umgang mit Kritik ist immer ein sehr heikles Thema. Auch wenn es in manchen Situationen notwendig ist, sollte jede Führungskraft Kritik immer wertschätzend formulieren. Absichtlich verletzend, herabwürdigend oder laut zu rügen, ist tabu. Eine Führungskraft sollte immer lösungsorientiert und nie anklagend gegenüber seinen Mitarbeiter:innen auftreten.
Wertschätzung ist sehr wichtig, um Mitarbeitende zu motivieren. Wie vermittelst Du Anerkennung in Gesprächen?
Christian: Hier sind mir zwei Punkte wichtig. Erstens versuche ich immer, allen Pflegekräften regelmäßig und strukturiert Feedback zu geben. Auf diese Weise möchte ich ihnen zeigen, ich bin da und höre Dir zu, nehme Dich ernst. Gleichzeitig ist es wichtig, die Pflegekraft zu fragen, wie oft er oder sie überhaupt Feedback von mir möchte und braucht. Da ist jeder und jede individuell. Auch das sollte jede Führungskraft berücksichtigen.
Zweitens und für mich ganz wichtig: Regelmäßiges und vor allem ehrliches Lob auszusprechen. Und zwar nicht erst in Zweiergesprächen, sondern auch einfach zwischendurch im Berufsalltag bei Hektik und Trubel. Gerade in der Pflege kommt die ausgesprochene Wertschätzung viel zu kurz. Sie ist aber ein wichtiger Motivator für alle. Anerkennung sollte das Mindeste sein, was wir Pflegekräften für ihre wertvolle Arbeit entgegenbringen – die sie tagtäglich für uns und die Gesellschaft leisten.
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