Kommunikation bei Demenz: Was Pflegekräfte wissen müssen

Rund 1,7 Millionen Personen sind laut Bundesministerium für Gesundheit in Deutschland von einer Demenz betroffen. Im Laufe der Erkrankung lassen kognitive, emotionale und soziale Fähigkeiten stark nach. Neben dem Gedächtnis sind auch Sprache und Motorik beeinträchtigt. Pflegekräfte stellt das in ihrem Berufsalltag vor einige Herausforderungen. Vor allem in der Kommunikation bei Demenz gibt es viele Stolpersteine. Wir geben Tipps, wie Du Menschen mit Demenz auch in schwierigen Situationen wertschätzend ansprechen kannst. Gleichzeitig zeigen wir Dir, welche Fehler es zu vermeiden gilt.

Schichtwechsel: Menschen mit Demenz reagieren häufig emotional

Maria, 75 Jahre alt, ist an Demenz erkrankt. Sie sitzt gerade am Mittagstisch und konzentriert sich auf ihr Essen. Plötzlich spannt sie sich innerlich an, wird nervös, kippt ihren Becher um. Irgendetwas ist passiert, warum sich ihre Emotionen schlagartig verändern. Ein Verhalten wie bei Maria können Pflegekräfte in ihrem Alltag immer wieder beobachten. Der britische Psychogerontologe Tom Kitwood hat daher solche Situationen erforscht. Er hat herausgefunden: Reagieren Erkrankte emotional, geht es in solchen Momenten meist um die pflegende Person. Im Falle von Maria steht gerade ein Schichtwechsel an. Es ändert sich also ihre betreuende Pflegekraft – und damit auch die Art und Weise wie sie angesprochen wird. Menschen mit Demenz reagieren häufig auf solche zwischenmenschliche Veränderung. Das drückt sich über Anspannung, Angst oder sogar Aggressivität aus. Um Pflegebedürftige in diesen Emotionen zu begleiten, ist eine wertschätzende Ansprache wichtig.

Oft fühlen sich Erkrankte nicht mehr als vollständiger Mensch wahrgenommen, wenn die pflegende Person wechselt.

Stelle nicht die Demenz, sondern Pflegebedürftige in den Mittelpunkt

Der Experte rät daher: Pflegekräfte sollten nicht die Krankheit, sondern immer die Person in den Mittelpunkt der Pflege stellen. Es geht darum, sie oder ihn im Menschsein anzuerkennen. Auch Erkrankte wollen sich in ihren Gefühlen, Gedanken und Ansichten wertgeschätzt fühlen. Berücksichtige daher folgende Aspekte in Deiner Arbeit mit Pflegebedürftigen:  

  • Anerkennen: Begegne ihnen ohne Vorurteile und erkenne sie als Person an. Dies kannst Du zum Beispiel über Blickkontakt, Nennung des Namens oder achtsamen Zuhören erreichen.
  • Verhandeln: Schließe Kompromisse mit ihnen. So gibst Du ihnen das Gefühl nach Selbstbestimmung zurück. Achte auf ihre Wünsche und versuche ihnen etwas mehr Eigenverantwortung und Kontrolle zu überlassen. Beispielsweise, wenn sie ein bestimmtes Essen wählen oder länger schlafen möchten.
  • Zusammenarbeiten: Dränge Erkrankte nicht in eine passive Rolle. Beziehe sie mit ein. Vielleicht möchte er oder sie Dir helfen, den Tisch abzuräumen. Dränge sie aber nicht zu Tätigkeiten.
  • Spielen: Durch Spiele förderst Du die Kreativität. Gleichzeitig stellst Du den sozialen Aspekt in den Mittelpunkt. So gibst Du Erkrankten das Gefühl, dass Du Zeit mit ihnen verbringst, anstatt ihre Krankheit zu behandeln.
  • Anregen: Rege die Sinne der Pflegebedürftigen an. Dies kann durch Musik oder Düfte geschehen. Es geht darum, möglicherweise vergessene Reize zu reaktivieren. Integriere solche Dinge immer wieder in den Alltag von Deinen zu versorgenden Personen.
  • Feiern: Veranstalte Runden in größeren Gruppen, um die Geselligkeit zu fördern. Eine Möglichkeit ist das gemeinsame Musizieren.
  • Entspannen: Helfe Pflegebedürftigen zur Ruhe zu kommen. Viele Menschen brauchen dafür aber nicht das Alleinsein, sondern die Anwesenheit einer vertrauten Person. Falls möglich, vermittle den Erkrankten ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.
  • Empathie: Auch Menschen mit Demenz wollen verstanden werden. Sie bringen ihre Gefühle und Gedanken ganz unterschiedlich zum Ausdruck. Versuche, diese zu verstehen und Dich in die Person hineinzuversetzen. Nehme ihre Aussagen ernst und schätze sie wert.
  • Halt geben: Erkrankte brauchen ihre Mitmenschen, mit denen sie über ihre mentalen Probleme sprechen können. Oft wollen Pflegebedürftige daher schwere emotionale Momente mit Dir teilen. Gleichzeitig brauchen sie Halt und Sicherheit. Versuche diesem Bedürfnis auch körperlich zu begegnen, indem du etwa die Betroffenen auf Wunsch in den Arm nimmst.
  • Entlasten: Unterstütze Pflegebedürftige bei Handlungen, die sie nicht ohne Deine Hilfe ausüben können. Das gibt ihnen ein Gefühl von Sicherheit. Versuche ihnen aber so viel Eigenständigkeit wie möglich zu überlassen.
  • Schöpferisch sein: Die Patientin oder der Patient bietet spontan an, eine Tätigkeit zu übernehmen. Sie fordert Dich oder andere auf mitzumachen. Schätze diese Eigeninitiative wert.
  • Geben: Auch Erkrankte haben noch ein zwischenmenschliches Gespür. Sie nehmen die Sorgen und Probleme anderer Personen war. Lasse daher Deine Patienten oder Patientinnen selbst in die Rolle der Tröstenden schlüpfen. Dies wirkt sich positiv auf den Selbstwert aus. 

Demenzerkrankungen nehmen zu

Laut Bundesgesundheitsministerium soll die Zahl der Personen mit Demenz in Zukunft weiter zunehmen. Vor allem, weil der Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung in Deutschland steigt. Demenz ist aber immer noch nicht heilbar. Gleichzeitig wirkt sich die Erkrankung eklatant auf alle Lebensbereiche der Betroffenen aus. Eine liebevolle und wertschätzende Kommunikation hilft ihnen dabei, ihren Alltag würdevoll zu meistern. Die Deutsche Alzheimergesellschaft hat daher Tipps zusammengestellt, wie Du mit Pflegebedürftigen sprechen kannst, die an Demenz erkrankt sind.

Die Art des zwischenmenschlichen Umgangs hat große Auswirkungen darauf, wie sich Erkrankte fühlen. Und gleichzeitig darauf, welche Aufgaben sie trotz Einschränkungen noch selbständig übernehmen können.

So verständigst Du Dich mit PatientInnen, die an Demenz erkrankt sind:

  1. Vergewissere Dich, dass Dich der oder die Betroffene hört.
  2. Spreche langsam in einfachen und kurzen Sätzen. Vermittele immer nur eine Information.
  3. Benenne das, was Du gerade tust.
  4. Stelle nur eine und nicht mehrere Fragen zeitgleich.
  5. Stelle keine Fragen nach dem Wieso, Warum oder Weshalb.
  6. Gebe Pflegebedürftigen Zeit für ihre Antwort.
  7. Frage keine Fakten ab, etwa Zahlen, Adressen usw.
  8. Falls möglich, versuche Dich der Sprache der Erkrankten anzupassen.
  9. Unterstreiche Deine Worte durch Mimik und Gestik.
  10. Spreche Vertrautes an, etwa Hobbys des Erkrankten.
  11. Weise Betroffene nicht auf ihre Defizite hin.
  12. Sorge für genügend Helligkeit, um Betroffenen Orientierung zu geben.
  13. Bei Konflikten: Lasse Dich nicht auf Diskussionen und Argumentationen mit den zu versorgenden Personen ein. Bleibe ruhig und höre gut zu. Hole dir notfalls Kollegen bzw. Kolleginnen als Unterstützung oder verlasse den Raum für ein paar Minuten.

Möchtest Du Dich weiter über das Thema Kommunikation bei Demenz und Erkrankungen informieren? Dann empfehlen wir Dir folgende Leselektüre:

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Tags

Altenpflege, Demenz, Kommunikation, pflege, Umgang


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