Depression im Alter: So pflegst Du Betroffene

Du arbeitest in einem Pflegeheim und hast das Gefühl, dass Du an eine Bewohnerin oder einen Bewohner nicht mehr rankommst? Dass er oder sie sich immer weiter zurückzieht, soziale Interaktion meidet oder schnell einen gereizten Ton anschlägt? Dann kann es sich dabei um eine Depression im Alter handeln. In Deutschland gehört sie neben demenziellen Erkrankungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im höheren Lebensalter. Wie kannst Du als Pflegekraft die Krankheit erkennen und wie gehst Du richtig damit um? Wir zeigen es Dir.  


Was ist eine Depression im Alter?

Bei einer Depression leiden Betroffene unter gedrückter Stimmung, Antriebslosigkeit und negativen Gedanken. Hierbei handelt es sich nicht um ein temporäres Stimmungstief, sondern um eine ernst zu nehmende Krankheit, die sich in zahlreichen Symptomen äußern kann. Halten mindestens fünf davon länger als zwei Wochen an und sind Betroffene 65 Jahre oder älter, spricht man von der Depression im Alter.

Warum erkranken Senioren und Seniorinnen?

Plötzlich wird man immer weniger gebraucht, benötigt stattdessen selbst mehr Hilfe, die eigene Leistung schwindet und mit zunehmendem Alter müssen immer mehr Verluste geliebter Menschen verarbeitet werden.

Die Ursachen von Depressionen im Alter ähneln zwar denen einer Erkrankung im jüngeren Alter, weißen aber auch ein paar Besonderheiten auf. Oft ist die Erkrankung auf genetische Faktoren, traumatische oder belastende Erlebnisse sowie körperliche Veränderungen oder Einflüsse aus dem Umfeld zurückzuführen. Meist handelt es sich um eine Kombination aus mehreren Faktoren. 

Menschen mit Depression im Alter

Depressionen im Alter werden häufig spät erkannt, da sich die Krankheit häufig über körperliche Symptome äußert.

So erkennst Du Depression im Alter

Depressionen im Alter sind nicht immer leicht zu erkennen. Häufig äußern sich psychische Krankheiten über körperliche Symptome, für die Ärzte und Ärztinnen keine organische Ursache finden. So können zum Beispiel Müdigkeit und Schlafstörungen neben Depressionen auch Symptome für zahlreiche andere Krankheiten sein. Deshalb ist es wichtig zu wissen, dass Depressionen im Alter zu den psychosomatischen Erkrankungen gehören.

Diese physischen Symptome können auf eine Depression hindeuten:

  • Kopf-, Rücken- und Gliederschmerzen
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Atemprobleme
  • Herzrasen
  • Schwindel
  • Appetitlosigkeit
  • Schlafstörungen
  • permanente Müdigkeit
  • Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
  • innere Unruhe

Es gibt jedoch auch körperliche Erkrankungen, die eine Depression auslösen können. Diese sollten deshalb vorab immer untersucht werden, denn eine Behandlung kann die depressiven Symptome lindern. Neben den versteckten psychischen Anzeichen gibt es jedoch auch die „typischen“, die auf die Depression im Alter hindeuten.

Zu den psychischen Symptomen einer Depression können gehören:

  • Antriebsschwäche
  • Gleichgültigkeit
  • unkontrolliertes Weinen
  • Angstzustände/Schwindel
  • Selbstzweifel
  • Rückzug aus dem Leben
  • Selbstmordgedanken

Viele Symptome von Depressionen werden oft falsch gedeutet, da sie als normale Alterserscheinungen abgetan oder als Symptome anderer Alterserkrankungen gedeutet werden. Beispielsweise kann eine Depression ebenso die Konzentrations- und Auffassungsgabe negativ beeinflussen wie eine Demenz. Mehr Tipps zum erkennen von Depressionen bei Patient:innen findest Du hier.

Bei Depressionen im Alter und Demenzerkrankungen liegen die Symptome häufig nah beieinander. Hier ist es wichtig genau hinzusehen und die entscheidenden Unterschiede zu kennen.

Depression oder Demenz – was ist der Unterschied?

Insbesondere die Symptome von Demenz und Depressionen können sich sehr stark ähneln. Deshalb ist es wichtig die jeweilige Krankheit genau zu diagnostizieren und die Anzeichen richtig zu deuten. 

Das sind die wichtigsten Unterschiede:

  • Depressive Menschen klagen oft über ihre Beschwerden, während Demenzkranke diese gerne vertuschen.
  • Für Depressionen gilt: Nahestehende Menschen können eindeutig beantworten, wann die Symptome begonnen haben. Eine Demenz dagegen entwickelt sich schleichend.
  • Depressionen verschlimmern sich manchmal innerhalb weniger Wochen. Eine leichte Demenz kann Jahre dauern, ohne dass die Symptome zunehmen.
  • Depressive klagen häufig darüber, dass die Erinnerung insgesamt verblasst. Demenzkranke im frühen Stadium erinnern sich noch gut an die fernere Vergangenheit.

Du hast das Gefühl, dass die Bewohnerin oder der Bewohner an einer Demenz erkrankt ist? Dann zeigen wir Dir hier, wie Du Menschen mit Demenz auch in schwierigen Situationen wertschätzend ansprechen kannst. Gleichzeitig zeigen wir Dir, welche Fehler es zu vermeiden gilt.

Richtig pflegen bei Depression im Alter

Die Pflege bei Depressionen im Alter bedeutet auch Belastung für Dich als Pflegekraft. Die oder der Pflegebedürftige kann nämlich sowohl mit Antriebslosigkeit und Apathie als auch mit Aggressionen auf Deine Behandlung reagieren. Hier ist deshalb viel Ruhe, Geduld und Einfühlungsvermögen gefragt. 

Zusätzlich solltest Du gewisse Strukturen für den Senioren oder die Seniorin aufbauen. Diese einfachen Tipps werden Dir einerseits den Pflegealltag erleichtern und andererseits Betroffenen helfen:

Tagesablauf: Depressive Seniorinnen und Senioren ziehen sich gerne zurück und meiden soziale Interaktionen. Um dieses Schema zu durchbrechen, hilft ein geregelter Tagesablauf. Diesen solltest Du mit der betroffenen Person gemeinsam planen und strukturieren. Versuche dabei, die Person immer zu beschäftigen.

Kommunikation: Vermittle ihm oder ihr, dass Du immer ein offenes Ohr hast und schaffe Raum, um Sorgen sowie Ängste loszuwerden. Beachte dabei, was Deinem Gegenüber guttut. Körperkontakt wie zum Beispiel eine Umarmung oder doch lieber Abstand? Aufmunternde Worte und Informationen oder ein Gegenüber, das ruhig zuhört? 

Bewegung: Bewegung sowie andere aktivierende Tätigkeiten helfen der Person mit Depression im Alter aus der Antriebslosigkeit herauszukommen. Geht ihr zum Beispiel gemeinsam spazieren, kann das die Stimmung heben und die Depression reduzieren.

Ernährung: Häufig gehen eine Appetit- und Durstlosigkeit mit einer Depression einher. Um dem entgegenzuwirken, kann das gemeinsame Zubereiten der Mahlzeiten helfen. Fange dabei mit kleinen Portionen an, da große Portionen abschreckend wirken können. Richtest Du die Mahlzeit auf schönem Geschirr an oder kochst die Leibspeise der oder des Betroffenen, kann das helfen, Hunger und Durst anzuregen.

So schaffst Du einen Rahmen im Alltag, der für die Betroffene oder den Betroffenen hilfreich sein kann. Daneben kannst Du sie oder ihn über professionelle Hilfe aufklären und ermutigen, diese in Anspruch zu nehmen. Nimm die Krankheit außerdem ernst. Das ist wichtig, damit Du das nötige Verständnis sowie die Ruhe in Situationen aufbringen kannst, die Dich an Grenzen bringen.

Ratlose Angehörige – diese Tipps kannst Du ihnen geben

Kommen Dir Sätze wie „Ich erkenne sie kaum wieder.“ oder „Mein Vater zieht sich immer weiter zurück und lässt sich von mir nicht mehr helfen.“ bekannt vor?

In Deinem Berufsalltag wird es sicherlich auch zu Situationen kommen, in denen Dich Angehörige auf Symptome einer Depression im Alter ansprechen oder Tipps für den Umgang damit suchen. Für sie ist das eine belastende Situation. Deshalb ist es für sie aber auch für die betroffene Person mit Depression im Alter wichtig, dass Du die richtigen Tipps parat hast.

Für Angehörige ist es wichtig zu verstehen, dass sie allein durch Liebe und Zuneigung die Krankheit nicht heilen können. Das bedeutet einerseits, dass sie am Verlauf keine Schuld haben, aber auch, dass es keine Heilung ohne professionelle Hilfe gibt. Sie sollten nicht aufgeben, den Angehörigen oder die Angehörige mit Depression im Alter zu ermutigen, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Rede mit ihnen und erkläre ihnen das Krankheitsbild einer Depression genau. Je besser sie die Erkrankung verstehen und sich in die betroffene Person hineinversetzen können, desto gelassener können sie mit der belastenden Situation umgehen. Vermittle ihnen, dass das Ganze auch bei ihnen als Angehörige Emotionen und Gedanken auslöst und nicht zuletzt auch eine große Belastung für den Alltag ist. Deshalb können auch Angehörige Hilfe in Anspruch nehmen: Der Sozialpsychiatrische Dienst und weitere Einrichtungen wie z. B. der Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e. V. unterstützt Angehörige und depressiv erkrankte Senioren mit Hilfe und Beratung.

 

Hier kannst Du Dich als Pflegekraft auch weiter über das Thema informieren:

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Tags

Altenpflege, alter, depression, depression im alter, pflege, psychische Krankheiten, senioren


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